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Bistum Münster

Weg 3

„Pilgern - was ist das eigentlich?“ – zweite Etappe

"Prozessionsweg Münster-Telgte"
am Sonntag, 1. September 2024


Am Sonntag, 1. September 2024 stand die zweite und längste Etappe des Firmvorbereitungsprojekts „Pilgern“ auf dem Programm: Erstmals wurde der Prozessionsweg von Münster nach Telgte erlaufen.

Bereits um 9 Uhr machte sich die Gruppe vom Mettinger Pfarrheim aus auf den Weg zum Domplatz in Münsters Innenstadt. Oberthema des Pilgerwegs waren die Kardinalstugenden des seligen Kardinals Clemens August Graf von Galen. Und so gab es auf dem Domplatz zwischen Überwasserkirche, Bischofshaus und dem Paulusdom zunächst eine kurze Einführung in das Leben und Wirken des Kardinals. Dabei wurden insbesondere seine drei berühmten Predigten aus dem Sommer 1941 hervorgehoben, mit denen er sich auch öffentlich zu einem Widerstandskämpfer hervortat und mit denen er insbesondere für das uneingeschränkte Recht auf Leben in Erscheinung trat. Dieser Impuls sollte am Tag der Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen die Gruppe noch einige Male begegnen.

Und dann begann der Pilgerweg mit einem kurzen Fußmarsch zur St. Lambertikirche, wo der Bischof zwei seiner Predigten im Sommer 1941 hielt. Die vorgestellte Tugend hier hieß „Mutig sein“. Es wurde erläutert, was Mut, Wagemut oder auch Beherztheit im Kern meint: „etwas zu wagen und sich damit in eine gefahrenhaltige, mit Unsicherheiten verbundenen Situation zu begeben.“ Am Beispiel des Kardinals von Galen bedeutete dies auch, Mut als Zivilcourage zu zeigen, also in seinem Umfeld für die Durchsetzung von Gerechtigkeit, die Menschenwürde und Menschenrechte einzutreten. Unter der Kanzel in St. Lamberti war dies eine beeindruckende Botschaft.
Nach einem Impuls ging es dann durch die Münsteraner Innenstadt weiter zur Kirche St. Mauritz, nahe dem Franziskus-Hospital. Auch hier erkundeten die Firmlinge zunächst den Kirchenraum, wobei sie ein Portrait des Kardinals in der Krypta der Kirche entdeckten.

Dort fand dann auch der zweite Impuls der Pilgerstrecke statt: „beständig sein“. Hier wurde zunächst ein Zitat aus einer der Predigten des Kardinals vorgelesen: „Wir sind Amboss und nicht Hammer!“ Nach einem Austausch, was von Galen mit diesem Bild ausdrücken wollte, schloss die Gruppe diese Station mit einem Fürbittgebet aus dem Liedtext „Irgendwas bleibt“ der Gruppe Silbermond, in dem es u.a. heißt „Gib mir 'n kleines bisschen Sicherheit, in einer Welt, in der nichts sicher scheint, gib mir in dieser schnellen Zeit, irgendwas das bleibt - Gib mir einfach nur 'n bisschen Halt.“

So verlies die Gruppe die Kirche mit dem Wunsch der Katechten, dass sie die verschiedenen Kirchenräume als so einen „Raum der Beständigkeit und Sicherheit“ erfahren, dass sie hier mit Gott im Gebet im Austausch bleiben.
Nun schloss sich der schönste Teil der Wegstrecke an: Der Prozessionsweg, gesäumt von Bäumen, Kreuzwegstationen und Wegekreuzen bis hin zum Prozessionshäuschen Bokeloh.

Hier war die dritte Station des Pilgerwegs: „Entschieden sein“.  Und auch hier bildete ein Zitat des Kardinals von Galen zum „produktiven“ Leben aus seiner dritten Predigt den Rahmen: „Wenn man den Grundsatz aufstellt (…), dass man den ‚unproduktiven‘ Mitmenschen töten darf, dann wehe uns allen, wenn wir alt und altersschwach werden!“.

Gemeinsam las die Gruppe hier das „Gleichnis des barherzigen Samariters“ aus dem Lukas-Evangelium. Diese Station wurde abgeschlossen mit dem gemeinsamen Gebet „Schau hin – Bleib stehen – Reich die Hand.“

So erreichte die Gruppe passend zur Mittagszeit die Pleistermühle, wo bereits die Begleitfahrzeuge mit kühlen Getränken und einigen leckeren Gebäckteilchen warteten, um eine ausgiebige Pause am Ufer der Werse zu verbringen. Nach der Mittagspause fiel es dann um so schwerer, sich weiter auf den Weg zur nächsten Station zu machen, lag doch ein längeres Teilstück auf dem inzwischen warmen Straßenasphalt vor der Gruppe.

Die vierte Station lag bereits auf Telgter Gebiet der Bauerschaft Wöste. Thema der Station in einer urigen Schutzhütte war „Einfach sein“.

Hier bildete – auch unter dem Eindruck der bisher zurückgelegten Kilometer – das Lied „leichtes Gepäck“ der Gruppe Silbermond den Rahmen. Auch hier wurde versucht, mit einem Text aus dem Markusevangelium einen Bezug herzustellen: „Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme.“

Den Abschluss bildete dann ein gemeinsames Gebet „Einfach leben, gar nicht so einfach“, ehe dann die Begleitfahrzeuge erneut die Gruppe erreichten und sie mit ausreichend Getränken versorgten.
 
Das Ziel für die letzte Wegstation war die Krankenhauskapelle des St. Rochus Krankenhauses in Telgte. Und passend zu Patienten, alten und hilfsbedürftigen Personen stand diese Station unter dem Leitwort „(Gem)einsam sein“.

Hier wurde gemeinsam die bereits bekannte Geschichte von den „Fußspuren im Sand“ gelesen. Dort heißt es: "Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen."

Dann lagen die letzten zwei Kilometer vor der jungen Pilgergruppe aus Mettingen. Bereits bei Erreichen der Telgter Altstadt fielen dann die bunten Fahnen entlang der Straßen und am Kirchvorplatz auf:

Am Tag zuvor hatte das Pilgermuseum Religio in Telgte seinen 75. Geburtstag gefeiert. Und auch die Domgemeinde, die ebenfalls am frühen Sonntagmorgen Richtung Gnadenbild der schmerzhaften Mutter Gottes nach Telgte gepilgert war, hatte einen Festgottesdienst mit Weihbischof Stefan Zekorn gefeiert.
Angekommen betraten die Jugendlichen zufrieden die Kapelle des Gnadenbildes. 
Neben dem Bildnis der schmerzhaften Mutter Gottes fielen die vielen Gedenkmedaillen und wertvollen Schmuckgegenstände auf, die Pilger über die Jahrhunderte als Zeichen der Dankbarkeit und Erlösung hier hinterlassen hatten. 
Für einen gemeinsamen Abschlussimpuls wechselte die Pilgergruppe in die Telgter Pfarrkirche St. Clemens

Dort am Taufbrunnen wurde der Pilgerweg der zweiten Etappe nochmals in den Kontext des eigenen Lebens gesetzt. Und ähnlich der ersten Etappe endete auch hier der gemeinsame Pilgerweg, der uns als Christen verbindet, am Taufbrunnen.

Ein toller gemeinsamer Weg mit einer engagierten und aufmerksamen Pilgergruppe ging zu Ende. Die Temperaturen waren anspruchsvoll, ließen sich aber mit ausreichenden Getränken, gereicht durch die Fahrer der Begleit-Bullis, gut meistern!

Noch vor den Herbstferien steht dann die letzte Etappe des Firmprojekts „Pilgern“ auf dem Programm:

Das Teilstück des Jakobswegs von Hasbergen nach Leeden, wo sich die Gruppe dann noch einmal in die große Gemeinschaft der Pilger, insbesondere der Jakobspilger, einreihen wird.​


Sebastian Laube
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